Durch Wärmedämmungsmaßnahmen werden die Wärmeverluste von Gebäuden
an die Umgebung verringert. Die Wärmedämmung von Gebäuden ist die wichtigste Maßnahme
zur Reduzierung des privaten Energieverbrauchs. Eine Verringerung des Energieverbrauchs
bedeutet eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes (Treibhauseffekt) und ist damit ein
wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz.
Um Wärmeverluste zu verringern, müssen wärmedämmende Materialien
und wärmedämmende Fenster für Außenwände verwendet sowie Wärmebrücken und
unkontrollierter Luftaustausch vermieden werden.
Eine unsachgemäße Wärmedämmung kann sich negativ auf das Raumklima
auswirken. Wärmedämmstoffe mit hohem Diffusionswiderstand verringern die
Feuchteregulierung an den Wänden, was zu Tauwasserbildung und in der Folge zu
Schimmelpilzbildung führen kann.
Wärmedämmmstoffe sind Baustoffe, die insbesondere den Wärmedurchgang
durch die Außenhülle des Gebäudes verringern. Die Wärmedämmung beruht auf dem Prinzip
des Einschlusses von Luft oder anderen Gasen in Hohlräumen des Materials. Da die Gase
sehr schlechte Wärmeleiter sind, wird damit die Wärmeleitfähigkeit des
Wärmedämmstoffs (s.u.: k-Wert) verringert, also die Wärmedämmung erhöht.
Zur Wärmedämmung steht eine Vielzahl unterschiedlicher
Wärmedämmstoffe zur Verfügung, die unter dem Gesichtspunkt der Umwelt- und
Gesundheitsverträglichkeit verschieden zu bewerten sind (s.u.: Tabelle).
Die Wärmeleitfähigkeit λ (griech.:Lambda)
bezeichnet und in W/mK angegeben. Sie bestimmt, wie dick eine Dämmschicht
sein muss, um einen vorgegebenen Dämmwert (U-Wert in W/m2K) zu erreichen.
Für jeden zugelassenen Dämmstoff wird diese Wärmeleitfähigkeit ermittelt und
dokumentiert. Je geringer der angegebene Wert ist, umso weniger gut leitet
der Dämmstoff die Wärme nach außen ab, d.h. umso besser dämmt er.
Beispiel Außenwanddämmung:
Übliche Dämmstoffe zur Dämmung der Außenwand haben eine Wärmeleitfähigkeit
von ca. 0,035 bis 0,040 W/mK. Bei einer ca. 30 cm starken Außenwand aus
Hohlblocksteinen benötigen Sie zur Erfüllung der gesetzlichen
Mindestanforderungen EnEV 2014 (U-Wert < 0,24 W/m2K):
• ca. 13 cm Dämmstoff der Wärmeleitfähigkeit 0,040 W/mK
• ca. 11 cm Dämmstoff der Wärmeleitfähigkeit 0,035 W/mK
• ca. 8 cm Dämmstoff der Wärmeleitfähigkeit 0,025 W/mK
(Quelle: EnergieAgentur.NRW)
Wärmespeichervermögen: Je mehr Wärme ein Stoff speichern kann, um so träger
reagiert er bei Aufheizung und Abkühlung. Der Stoff kann so ausgleichend auf das
Raumklima wirken. Optimal verhalten sich hier Holz- und Zellulosedämmstoffe
Feuchtigkeit kann die Wirkung eines Dämmstoffes stark herabsetzen. In ihrem
Feuchtigkeitsverhalten
sind die pflanzlichen Dämmstoffe den synthetischen überlegen. Durch das Quellen der
pflanzlichen Hohlfasern können sie Feuchtigkeit aufnehmen, ohne ihre Dämmwirkung zu
verlieren.
Der Wärmedurchgangskoeffizient U
(Maßeinheit W/m²K) bezeichnet den Wärmestrom, der durch ein
Material (z.B. Hauswand, Dämmstoff) von 1m² hindurchgeht, wenn der Temperaturunterschied
der das Material auf beiden Seiten umgebenden Luft 1K (Grad Kelvin; gibt die absolute
Temperaturdifferenz an) beträgt.
Je kleiner dieser Wert, desto geringer der Wärmeverlust, d.h. desto höher ist der
Dämmwert des Materials.
Der Wärmedurchgangskoeffizient wird u.a. berechnet aus der Dicke der einzelnen
Bauteile bzw. deren Wärmeleitfähigkeit.
Da der Wärmedurchgangskoeffizient U lediglich rechnerisch ermittelt wird, ist er in
der Praxis umstritten. Er sagt nichts aus über die Wärmespeicherfähigkeit und das
Feuchteverhalten der Bauteile. Auch kann er das Verhalten der Nutzer nicht beschreiben und
gilt nur für das (in der Praxis nicht existente) ungestörte Bauteil.
Der Wärmedurchgangskoeffizient muß bei einem Bauvorhaben für die einzelnen Bauteile
und das gesamte Bauwerk ermittelt werden, da der Gesetzgeber den Nachweis im Bauantrag
verlangt.
Zur Gruppe der künstlichen Mineralfasern (KMF) gehören Steinfasern, Glasfasern,
Keramik-fasern und Schlackefasern.
Die Rohstoffe der KMF werden geschmolzen und in Schleuder- oder Blasverfahren durch
dünne Düsen gepreßt. Die unzähligen, kleinen Fasern werden mit Bindemitteln (z.B.
Phenol-Formaldehydharzen) vermischt, so daß beim Verarbeiten zu Dämmmatten der
Faserbruch verhindert und durch das Zusammenkleben ein Auseinanderfallen der Platten
unterbunden wird. Bei den fertigen Dämmatten beträgt der Anteil an Mineralfasern ca. 90
%, während der Rest aus Kunstharzbindemitteln und aliphatischen Mineralölen besteht.
KMF setzen ähnlich wie Asbest Fasern frei. Aber nicht
alle Fasern sind krebserzeugend. Grundsätzlich können nur Fasern Krebs
erzeugen, die in die Lunge gelangen und dort auch ausreichend lange bestehen
bleiben. Dies bezeichnet man auch als „biobeständig“.
Nach der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV ) gibt es
mehrere Möglichkeiten der Einstufung von KMF nach ihrer Wirkung auf die
Gesundheit: Zum einen werden KMF nach der chemischen Zusammensetzung
(Kanzerogenitätsindex) sowie nach der Biobeständigkeit der Fasern
(Grundlage für das RAL-Gütezeichen) klassifiziert.
Der Kanzerogenitätsindex (KI) nach
der Technischen Regel für Gefahrstoffe TRGS 905 ist ein Wert, der aus der
chemischen Zusammensetzung der Faser berechnet wird. Dabei gilt: Je
kleiner der KI, desto größer das krebserzeugende Potenzial der Faser.
Das RAL-Gütezeichen wird für
biolösliche und damit nicht krebserzeugende Mineralfaserprodukte vergeben.
Diese Produkte entsprechen den Regelungen der Gefahrstoff-Verordnung
(siehe Anlage 3). Seit Juni 2000 sind in Deutschland nur noch
Mineralwolle-Dämmstoffe auf dem Markt, die das RAL-Gütezeichen tragen.
Herstellen, In-Verkehr-Bringen und Verwenden aller anderen
Mineralwolle-Dämmstoffe zum Zwecke des Schall- und Wärmeschutzes sind in
Deutschland verboten (Chemikalien-Verbotsverordnung, ChemVerbotsV).
Vorhandene alte KMF-Dämmstoffe sind für den Bewohner ungefährlich, wenn die Dämmung
fachgerecht durchgeführt wurde, wenn keine Ritzen in der Wand sind und die Folie nicht
beschädigt ist. Es ist also nicht unbedingt nötig, in Altbauten die Dämmschichten
herauszureißen, denn dabei werden viele Fasern freigesetzt.
Räume, in denen Mineralfaserdämmstoffe nicht mit Folie abgedichtet wurden und die
Fasern offen liegen, sollten saniert werden.
Einstufung von Künstlichen Mineralfasern (KMF)
Kat 1: erzeugen nachgewiesenermaßen beim Menschen
Krebs
Kat. 2: sollten als krebserzeugend für Menschen
angesehen werden
Kat. 3: möglicherweise krebserregend beim Menschen,
Daten nicht ausreichend.
Solange es noch keine verbindliche Einstufung durch
die Europäische Union für Dämmstoff-Fasern gibt, sind die Hersteller und
Importeure nach den Regelungen des deutschen Gefahrstoffrechts
verpflichtet, im Hinblick auf Gefahren und Risiken ihre Produkte selbst
einzustufen und ggf. zu kennzeichnen (§ 13 ChemG). Sie haben zusätzlich
die Bekanntmachungen des Bundesarbeitsministeriums (BMA) -die Technischen
Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)- zu beachten.
Kanzerogenitätsindex gemäß TRGS 905:
• Glasige WHO-Fasern mit einem Kanzerogenitätsindex KI <= 30 werden in
Kategorie 2 (krebserzeugend) eingestuft.
• Glasige WHO-Fasern mit einem Kanzerogenitätsindex KI > 30 und KI < 40
werden in Kategorie 3 (mögliche krebserzeugende Wirkung) eingestuft.
• Für glasige WHO-Fasern erfolgt keine Einstufung als krebserzeugend, wenn
deren Kanzerogenitätsindex KI >= 40 beträgt.
Weitere Informationen u.a. beim Bayrischen Landesamt für Umwelt
Sonstige gesundheitliche Auswirkungen von KMF:
Außer der krebserzeugenden Wirkung können bedingt durch Faserstruktur
und Zusatzstoffe (Bindemittel) eine Reihe weiterer gesundheitlicher Auswirkungen beim
Umgang mit KMF auftreten, insbesondere Reizungen von Haut und Schleimhäuten, aber auch
der oberen Atemwege und der Augen. Die Reizungen und eventuellen Entzündungen sind eine
mechanische Reaktion auf scharfe, abgebrochene Faserenden. Sie sind keine allergische
Reaktion und klingen gewöhnlich bald nach Beendigung der Einwirkung auf die Haut oder
Schleimhäute wieder ab. Die feinen Stichverletzungen der Haut können das Eindringen von
Krankheitserregern und damit das Entstehen von Entzündungen fördern.
Formaldehyd aus dem eingesetzten Kunstharz wird nur bei frisch
hergestellten KMF-Dämmstoffen in erheblichem Maße emittiert. Danach nehmen die
Formaldehyd-Konzentrationen rasch ab und stabilisieren sich nach einigen Tagen auf einem
Niveau (Ausgleichskonzentration) von 0,02 - 0,05 ppm. Untersuchungen zeigen, daß sich die
Formaldehydabgabe weiter vermindert. Mittelfristig, d.h. über drei bis sechs Monate war
durch den Alterungseffekt eine Abnahme der Emissionswerte um mehr als 50 % gegeben, d.h.
auf Werte zwischen 0,01 und 0,03 ppm. KMF-Dämmstoffe sind daher an der Raumluftbelastung
durch Formaldehyd nur untergeordnet beteiligt.
Phenol war in Untersuchungen nicht nachweisbar; sonstige
Leichtflüchtige organische Verbindungen (VOC) ließen sich erst bei Temperaturen über 90
°C nachweisen.
Die neuen Mineralwolle Dämmstoffe
Durch eine gezielte Modifikation der chemischen
Zusammensetzung von KMF lassen sich heute Produkte mit deutlich geringerer krebserzeugender Potenz und besserer
Biolöslichkeit als frühere Mineralfasern herstellen.
Zu diesen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen zählen Baumwolle, Flachs, Stroh,
Schilf, Kokos, Kork, Holzfasern, Zellulose und Schafwolle.
Der Einsatz "nachwachsender" Dämmstoffe ist jedoch nur empfehlenswert, wenn
die Rohstoffe ökologisch erzeugt, d.h. nicht mit Pestiziden behandelt wurden. Zu beachten sind
auch Beimischungen z.B. für den Brandschutz.
Dennoch haben "nachwachsende" Dämmstoffe viele Vorteile:
- Sie sind zum Teil bereits Recyclingprodukte und lassen sich gut wiederverwerten bzw.
thermisch entsorgen.
- Sie sind nicht mit Formaldehydharzen verklebt.
- Da sie mit einer Schalung verbaut werden, bieten sie eine hohe Sicherheit. Ihr Dämmwert
ist so gut wie der der Mineralfasern.
Weitere Informationen:
Umweltzentrum Tübingen: Broschüre „Dämmstoffe
aus nachwachsenden Rohstoffen“
• Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.:
Dämmstoffe aus nachwachsenden
Rohstoffen
Weiterführende Links:
https://www.natuerlich-daemmen.info
http://www.econavi.de/
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