Schadstoffberatung Tübingen

Fliesen

Keramische Fliesen sind ein strapazierfähiger Belag und eignen sich vor allem da, wo Schmutz und Feuchtigkeit anfallen, also in Dielen, Küchen, Bädern und im Außenbereich. In Wohnräumen werden sie wegen ihrer guten Wärmespeicher- und Wärmeleitfähigkeit vor allem in Verbindung mit Fußbodenheizungen verwendet.

Fliesen werden aus Ton, vermischt mit Quarzsand, Feldspat und Kaolin bei Temperaturen zwischen 1000°C und 1250°C gebrannt. Abhängig von Mischungsverhältnis, Temperatur und Pressdruck fallen die Produkte unterschiedlich hart und porös aus.

Von der Materialzusammensetzung her gibt es zwei Hauptgruppen:


Fliesen und Platten aus Steinzeug:

Diese Produkte verfügen über eine geringe Wasseraufnahme. Sie eignen sich - glasiert oder unglasiert - besonders als Bodenbelag, sind frostsicher und auch für den Außenbereich geeignet.


Fliesen aus Steingut:

Steingutfliesen verfügen über eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme (> 10%) und werden wegen dieser "Porosität" auf der Sichtseite üblicherweise mit einer Glasur versehen. Sie sind ein typischer Wandbelag, dürfen jedoch nicht im Außenbereich verlegt werden, da sie nicht frostsicher sind.

Bezüglich der Verschleißfestigkeit werden glasierte Fliesen in fünf Abriebgruppen eingeteilt:
Fliesen der Gruppen 1 und 2 werden üblicherweise nur an der Wand oder in Bodenbereichen verlegt, die wenig beansprucht werden (d.h. wenig Publikumsverkehr, keine kratzende Verschmutzung, weiche Schuhsohlen). Produkte ab Gruppe 3 aufwärts können bei zunehmend höher beanspruchten Bodenflächen eingesetzt werden bis hin zur Gruppe 5 für besonders stark frequentierte Zonen.

Unglasierte Fliesen sind von Haus aus sehr strapazierfähig, deshalb gibt es hier keine Unterteilung in verschiedene Abriebgruppen, sondern gemäß Norm ist hier eine sogenannte "Tiefenverschleiß"-Prüfung zu bestehen.

Die Glasuren werden in verschiedenen Ausführungen (z.B. farbig oder transparent) aufgebracht. Sie bestehen aus Quarz und Ton, bei farbigen Glasuren werden Pigmente wie Eisen-, Kupfer-, Kobalt- oder Chromoxid beigemischt.

In der Vergangenheit wurde vielfach die Radioaktivität von keramischen Fliesen diskutiert. Auslöser dafür waren im Ausland hergestellte, intensivfarbige Produkte mit uranhaltigen Glasuren bzw. Farbkörpern. Gesundheitliche Beeinträchtigungen in derart gefliesten Bädern oder Küchen durch Radioaktivität treten aber nur äußerst selten auf, weil die Aufenthaltsdauer der Menschen in diesen Räumen verhältnismäßig kurz ist. Grundsätzlich ist immer die Aufenthaltsdauer und die Entfernung zur radioaktiven Fliese für eine Gesundheitsbeeinträchtigung entscheidend. Bedenklich kann es daher möglicherweise werden, wenn z.B. ein Schlafzimmer vollflächig mit radioaktiv hoch belasteten Fliesen ausgelegt ist.
Deutsche Hersteller verwenden bereits seit Jahrzehnten keine Glasuren oder Farbkörper, denen Uranverbindungen zugesetzt werden. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, bei Produkten unbekannter Herkunft eine entsprechende Bestätigung zu verlangen.

Die Verlegung von Fliesen erfolgt im Dünn-, Mittel- oder Dickbett. Die (Klebe-)Mörtel dafür bestehen überwiegend aus mineralischen Komponenten wie z.B. Sand oder Zement. Wegen möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen bei sensiblen oder vorgeschädigten Personen sollten Produkte zum Einsatz kommen, die keine Additive wie Kunststoffe (als Bindemittel für bessere Haftung), Lösemittel (z.B. Glykole, Ester, Aliphate) oder  Konservierungsmittel (z.B. Formaldehyd) enthalten.

In Badezimmern oder Feuchträumen sollten Fliesen nicht an sämtlichen Wänden deckenhoch verlegt werden, damit noch genügend Wandfläche zur Verfügung steht, die - beispielsweise durch einen hygroskopisch wirkenden Kalkputz - Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und verzögert wieder abgeben kann.

Quellen:
M.Fritsch: Handbuch gesundes Bauen und Wohnen, dtv 1996
G.Zwiener: Ökologisches Baustoff-Lexikon, C.F.Müller-Verlag 1994
ÖKO-Test Ratgeber Bauen, Wohnen, Renovieren Nr.02/November 2001,
Industrieverband Keramische Fliesen + Platten e.V.(Selb), 2002

 

Weitere Informationen zu Fliesen:

 

© Schadstoffberatung Tübingen   Dezember 2015